So können Kunden den regionalen Einzelhandel während der Corona-Krise effektiv unterstützen
Die weltweite rasante Ausbreitung des Covid-19 Virus und dem damit einhergehenden Kontaktverbot, hat dazu geführt, dass der Einzelhandel sowie Unternehmen, starke finanzielle Einbußen, aufgrund der angeordneten Geschäftsschließungen haben.
Gerade für viele kleinere Unternehmen, bedeutet diese Situation ein existenzielles Risiko, welches im schlimmsten Fall zur Schließung bzw. Insolvenz führen könnte.
Ferner sind nicht nur die Unternehmen und Händler selbst betroffen, sondern viele Menschen könnten darüber hinaus ihren bisherigen Arbeitsplatz verlieren.
Um dem entgegen zu wirken, haben wir Interviews über die Corona-Krise und die daraus resultierenden Auswirkungen mit den Vorsitzenden der Gewerbevereine: Kaufungen, Niestetal und Söhre geführt.
Ulrich Kellner 1. Vorsitzender des Verkehrs- und Gewerbeverein Kaufungen / VGV:
Herr Kellner, die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie, hat starke Auswirkungen auf den regionalen Einzelhandel.
Sie betreiben in Kaufungen zwei Geschäfte, zum einem ein Fachgeschäft für Haushaltsgeräte und zum anderen das Spielwarengeschäft Kellner´s Spielwelt.
Wie sehr leidet der Einzelhandel unter der momentanen Situation?
Antwort:
Der kleinere Einzelhandel hat es schon ohne diese Situation nicht so leicht, der Wettbewerb des Online Handels und durch Großvertriebsformen ist oft schon Herausforderung genug. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Kollegen jetzt an die Grenze des existentiell Machbaren geraten. Die Läden und Läger sind voll mit Osterware und Frühjahrsmode, wer soll die Sachen wann und wo kaufen? So ist unser Spielzeuggeschäft nun auch geschlossen, einzig unser Baumarkt im Untergeschoss, die Abteilung „Haus & Garten“ ist von der Schließung nicht betroffen.
Viele Menschen bestellen seit der von der Bundesregierung angeordneten Kontaktsperre ihre Waren im Internet. Jedoch wird durch das geänderte Kaufverhalten, der Einzelhandel zunehmend geschwächt.
Sie haben nun ein Konzept entworfen, welches Kunden/innen weiterhin ermöglicht Waren aus Ihren Geschäften zu beziehen.
Könnten Sie uns Ihre Vorgehensweise näher erläutern?
Antwort:
In allen unseren Abteilungen ist Verkauf und Beratung telefonisch möglich. So bestellte Ware kann abgeholt oder von uns zugestellt werden. Online können unsere Kunden einen großen Teil unseres Sortimentes auf der Bestell- und Resevierplattform „Compravo.de“, einsehen und auswählen. Das geht natürlich auch außerhalb unserer zur Zeit eingeschränkten Öffnungszeiten. Selbstverständlich werden die Artikel auch versandt. In unserer Werkstatt werden weiterhin Gartengeräte gewartet und repariert, auch unser Serviceteam für Haus- und Küchengeräte hilft weiterhin bei kaputten Waschmaschinen oder Gefrierschänken.
Ostern steht kurz bevor und aufgrund der kurzfristigen angeordneten Schließung der Geschäfte, konnten viele Menschen noch keine Osterdekorationen und Spielwaren erwerben. Können Sie auch aus diesem Warensortiment ausreichend Ware anbieten?
Antwort:
Nicht nur bei uns, sondern im Einzelhandel allgemein sind die Geschäfte und Läger gut gefüllt mit Osterware und tollen Ostergeschenken. Doch bummeln und mal stöbern ob einem etwas gefällt, das funktioniert gerade nicht, da wir uns zum Schutz unserer Mitarbeiter und der Kundinnen und Kunden auf die notwendigen Verkäufe / Einkäufe beschränken. Ostergeschenke aus unserer Spielewelt oder praktisches aus unseren anderen Abteilungen können telefonisch, per Mail oder über Compravo.de vorbestellt und abgeholt oder von uns zugestellt werden.
Wie sieht die aktuelle Lage des Einzelhandels in Kaufungen aus? Gibt es weitere Geschäfte und Unternehmen, die ihr Angebot nun auf Onlineverkauf umgestellt haben?
Antwort:
Die Einzelhändler werden so erfindungsreich, wie es irgendwie möglich ist – es geht immerhin um ihre Existenz. Die Restaurants und Cafés bieten überwiegend Außerhausverkauf an. Viele Händler sind telefonisch zu erreichen und bringen ihre Artikel bis vor die Haustür. Bargeldlose Bezahlung ist für die meisten ohnehin schon gängig. Allerdings wird es den Wenigsten möglich sein, innerhalb kürzester Zeit einen Onlinehandel aus dem Boden zu stampfen. Wer nicht schon darüber verfügt, hat es jetzt schwer, sein Sortiment zu präsentieren und bleibt auf der Saisonware sitzen.
Wenn ich an dieser Stelle einen Wunsch äußern dürfte: Wer weiterhin regional shoppen will, hat jetzt die Chance den Einzelhandel vor Ort zu unterstützen. Entweder, indem man das Angebot nutzt, das vorgehalten werden kann oder indem man größere Anschaffungen soweit möglich auf die Zeit nach der Corona-Krise verschiebt. Dann erhalten Sie neben gewohnt guter Qualität auch wieder eine persönliche, ausführliche Beratung.
Raoul Gerhold, 1. Vorsitzender des Gewerbeverband Niestetal e. V.
Herr Gerhold, bedingt durch die Corona-Krise mussten viele Unternehmen und Einzelhändler kurzfristig schließen. Wie bewerten Sie als Geschäftsführer der Rappe Zahntechnik die aktuelle Lage?
Antwort: in der aktuellen Situation ist es zwingend notwendig die sozialen Kontakte so gering wie möglich zu halten. Sicher ist das für viele Betriebe zur Zeit eine enorme Herausforderung.
Nicht nur den Betrieb entsprechend umzustellen, um evtl. weiter den Service anbieten zu können, es geht auch um den Schutz der eigenen Mitarbeiter und deren Familien.
Welche Auswirkungen hat die Krise konkret auf Ihr Unternehmen?
Antwort: wir haben einen deutlichen Auftragsrückgang, stellen unsern Kunden aber sicher, dass wir weiterhin Zahnersatz und die Reparaturen von ZE fertigen können. Wir haben aber auch bei uns die Kontakte auf ein Minimum reduziert und alle Mitarbeiter freigestellt, die nicht für die Produktion benötigt werden.
Wie kann man regionale Händler und Unternehmen gezielt unterstützen?
Antwort: wir sollten jetzt nicht von zu Hause aus Waren im Internet bestellen. Wir sollten warten bis es wieder möglich ist, die Händler vor Ort zu unterstützen und vor Ort einkaufen. Es sind nicht nur die Betriebe, die vor einer großen Herausforderung stehen. Zu jedem Betrieb gehören Mitarbeiter/Innen und deren Familien, die Angst um ihre Zukunft haben. Jetzt ist es wichtig zusammen zu halten und für einander da zu sein!
Birgit Kaiser-Wirz, 1. Vorsitzende des Gewerbeverein Söhre e.V.
Frau Kaiser-Wirz, welche wirtschaftlichen Folgen kommen auf den Einzelhandel und ortsansässige Unternehmen aufgrund der Corona-Krise zu?
Antwort: Die Folgen sind zur Zeit noch nicht absehbar. Ich hoffe, dass die Kundinnen und Kunden dem örtlichen Einzelhandel, den Dienstleistern und Handwerksbetrieben, die auch jetzt arbeiten, in dieser schwierigen Zeit die Treue halten.
Was raten Sie als 1. Vorsitzende des Gewerbevereins Söhre e.V., ihren Mitgliedern in der aktuellen Krise, um nicht in die Insolvenz zu geraten?
Antwort: Auf jeden Fall sämtliche Fördermöglichkeiten auszunutzen. z.B. gibt es die „Corona-Soforthilfe für Kleinstunternehmen und Soloselbständige“ des Bundes und des Landes Hessen.
Die Mittel können über das Regierungspräsidium Kassel beantragt werden. Wir informieren per E-Mail unsere Vereinsmitglieder über die aktuellen Möglichkeiten. Ansprechpartner gibt es auch bei der Wirtschaftsförderung der Region Kassel, den Banken und den Steuerberatern.
Denken Sie, dass das von der Bundesregierung beschlossene Hilfspaket für Unternehmen und Händler ausreichend ist, um durch diese Krise zu kommen?
Antwort: Ich hoffe, dass die Gesamtheit der Hilfsmaßnahmen dazu führt, dass die heimische Wirtschaft, insbesondere die vielen inhabergeführten Geschäfte in unserer Region es schaffen, die Krise zu überstehen. Ohne diese Unterstützung würden es die kleineren Unternehmen über ein bis zwei Monate hinaus wohl nicht schaffen.
Unser gemeinsamer Appell an die Kundinnen und Kunden:
Bleiben Sie gesund und bleiben Sie zuhause! Wenn Sie Hilfe beim Einkaufen benötigen, dann wenden Sie sich bitte an Ihre Nachbarn, oder die vielen Initiativen die sich gebildet haben um Menschen wie Sie zu unterstützen. Denken Sie daran, dass viele örtliche Händler, Handwerker und Dienstleister auch jetzt für Sie da sind und teilweise auch Lieferservice anbieten. Einzelheiten dazu erfahren Sie auf den jeweiligen Webseiten, den Webseiten der Gewerbevereine oder aber einfach per Telefonanruf.